Meine Werke - Uwe Stöß - Autor - Leipzig

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Erzählbände • Romane
Vorsicht, Autor! - Texte von der Theke
Zwei Etagen unter der Hölle | EB
Auch Sterne lügen | EB
Weltkriege und Geschlechtskrankheiten | EB
Täterätä | EB
Das zieht alles Kreise | EB
Der himmelblaue Fasan | R
Feldstraße - Ein Plauen-Roman
Susi brennt | EB
Herbsthände | EB
Vorsicht, Autor! Texte von der Theke
Worte zuvor sollten bei einer Anthologie geschrieben werden. Nicht weil die Texte einer Erklärung bedürften, sondern weil die Lesebühne sich zum ersten Mal nachlesen lässt. Die Lesebühne ist „die sonntägliche Literaturshow für jedermann: Wer will, kann ans Mikro treten und aus seinen Lieblingsbüchern lesen. Ob eigene Texte oder die vom Nobelpreisträger, ob Gedicht oder Brachialpop, ob Trash oder Roman, ob Lautmalerei oder ein Drama mit verteilten Rollen. Egal, zehn Minuten gehört die Bühne euch, danach das Bier. Lampenfieber muss keiner haben.” Das Konzept funktioniert. Mittlerweile ist der Sonntag aller zwei Wochen bei vielen fixes Datum. Und verblüffend, Viele trauten sich, eigene Texte vorzustellen.
 
Wie solch „Poetenweg” zum ersten Mal beschritten wird, welche Ängste, welche Hoffnung ein Autor damit verbindet, beschreibt Uwe Stöß in seiner Erzählung. Er war und ist nicht der einzige, der regelmäßig das Mikrophon auf dem Tresen entert. Da lag der Entschluss nicht weit, sie in einem Buche (Anthologie) zu versammeln. Henner Kotte

Presseartikel
Vorsicht, Autor! Texte von der Theke (Anthologie)
„Poetenweg"

„Soll ich  wirklich zu dieser Lesebühne gehen?" Frage ich zum x-Male meine  Freundin, die mir gegenüber sitzt und in einen Dickmann beißt. Die  klebrige Süßigkeit explodiert in ihrem Mund, und ich verstehe kein Wort,  als sie mit wilder Gestik und einem Schokoladensplitter auf der  Nasenspitze irgendwas von sich gibt: „Mmh nu, Mmph, jo da... umm...  jam." „Bitte! Ich versteh´ nur Bahnhof!" Sage ich genervt, aber nicht,  weil Stefanie mit dem Akzent eines Außerirdischen spricht, sondern weil  ich seit Tagen mit mir hadere, mich zu dieser Lesebühne aufzuraffen.


Den Vorschlag an dieser  angsteinflößenden Veranstaltung teilzunehmen, hatte mir mein  Bewährungshelfer gemacht, besser gesagt, die Dame, die gegenüber seinem  Büro gesessen hatte. Frau Schaller war so nett gewesen, die Buchstaben  meiner kleinen Geschichtchen und Gedichte aus der Gefangenschaft ihrer,  beziehungsweise meiner bösen Grammatik zu befreien. Vor Jahren hatte ich  begonnen, meinen inneren Krieg aufs Papier zu bringen. Meine  Traurigkeit, meine Wut und meine Ohnmacht hatten erst ein Stift, und  dann eine Schreibmaschine auf die guttuend verständnisvollen Seiten  geschrieben und schließlich gehämmert
Zwei Etagen unter der Hölle
In den chaotischen Zeiten nach der Wende wurde Uwe Stöß kriminell, dann obdachlos. Er stahl, er trank, er kam mehrfach ins Gefängnis. Er lernte ein Leben kennen, das ein bloßes Überleben ist. „Hass, Wut, und das inständige Verlangen nach deren Betäubung machten mich zu einem Tier, das man in die Enge trieb.”

In neun Erzählungen begleiten wir den Erzähler in die Abbruchhäuser, suchen Schutz vor dem Regen, rauben und stehlen, schleppen Leergut über nächtliche Straßen, blicken in das verheißene Licht einer Nachttankstelle, durchleiden das allmorgendliche Erbrechen. Wir treffen die anderen Berber, den Kohlenhans, den Sandmann, den Nudelkoch und Stumpenhannes. Wir verbringen eine beklemmende Zeit im Gefängnis mit dem kindlich-perversen Benno, treffen den großen Manipulator Rondo und seine Schläger. Im Schatten der Bäume taucht vor uns der weiße Hintern eines Strichjungen auf - Zeit für den Erzähler, das Auto des Freiers auszurauben - und für sich und die drogenabhängige Prostituierte Sina ein wenig Glück herauszuschlagen.

Und nun, liebe Leser, fassen Sie sich ein Herz und folgen Sie Uwe Stöß ins Gefängnis, in die Folterkammer der Kindheit - folgen Sie ihm in das Reich, das er durchlebt und gegen jede Statistik überlebt hat: zwei Etagen unter der Hölle.

«Zwei Etagen unter der Hölle» ist sein literarisches Debüt.

Es erschien Ende 2015 in einer NEUAUFLAGE.
Zwei Etagen unter der Hölle
ENDLICH! Das lange Warten hatte ein Ende. Am 19. Februar 2009 fand 20:00 Uhr in der Moritzbastei im Leipziger Zentrum die Premierenlesung statt. Henner Kotte stellte das Buch im Rahmen der Reihe „Schwarze Serie” vor. Mit von der Partie war Axel Thielmann. Der Schauspieler übernahm die wörtliche Rede - und so wurde eine echt lebendige Vorstellung daraus.

Gegen 19:30 Uhr begann sich die Tonne in der MB zu füllen. Viele waren erschienen - natürlich die Familie; Freunde und Schulbekanntschaften; Bekannte aus dem ehemaligen FHL-Club und interessierte Neugierige. Die ersten Buchexemplare gingen schon vor der Veranstaltung über die Theke und Uwe Stöß war fleißig am Autogramme schreiben.

Es wurden viele Fotos gemacht und ein Kameramann nahm fast die gesamte Vorstellung auf.

20:00 Uhr. Es ging los. Uwe Stöß, Henner Kotte und Axel Thielmann betraten die Bühne. Henner Kotte stellte den Schriftsteller Stöß vor. Anschließend wurden mehrere Stücke vorgetragen u. a.: Auszüge aus «Im Namen des Volkes», «Benno und die lachende Taube» sowie «Zu viel Mayonnaise».

Das Publikum war gefesselt. Trotz der sehr ernsten Themen wurde auf Grund der tollen Erzähl- und Schreibweise des Autors viel und herzhaft gelacht und applaudiert.

Zwischendrin befragte Henner Kotte den Autor und so konnte das Publikum einen kleinen Einblick in das Heute und Gestern des Uwe Stöß erhalten.

Gegen 21:45 Uhr war dann leider schon Schluss. Weitere Buchexemplare wechselten den Besitzer und wurden signiert. Viele kamen noch mit Uwe Stöß ins Gespräch. Es war eine rundum gelungene Premierenveranstaltung.

Die nächsten Veranstaltungen zu diesem Buch gab es im Rahmen der Leipziger Buchmesse.
Zwei Etagen unter der Hölle
aus book-fiction.com

Uwe Stöß nimmt seine Leser mit in Welten, die diese ohne Gefahr für Leib und Leben nicht betreten könnten. In eine der Parallelgesellschaften, von denen immer so viel geredet wird, und in die abzugleiten für immer mehr Menschen zur Bedrohung wird.

Schon Autoren wie Gorki, Dostojewski oder – um einen Zeitgenossen zu nennen – Helmut Krausser sind hinabgestiegen in die Welt der Obdachlosen. Sie suchten nach der wahren Natur des Menschen, sie empfanden Mitleid, sie waren neugierig oder trieben ihre Studien bei den zu einem Leben auf der Straße und damit zu Krankheit und frühem Tod Verurteilten.

Anders Uwe Stöß. Er schrieb, um in der Obdachlosigkeit das eigene Leben zu retten. „Zwei Etagen unter der Hölle“ ist sein literarisches Debüt. In den chaotischen Zeiten nach der Wende geriet Uwe Stöß in kriminelle Kreise. Er raubte, er verschob Autos, kam mehrfach ins Gefängnis. Sein Leben war ein Faustkampf. Indem er andere schlug, schlug er sich selbst. Er trank, kam körperlich herunter, sank in der Hierarchie der Kriminellen immer weiter ab. Haltlos, stolz, voller Schamgefühle fand er auch nach Beendigung seiner kriminellen Karriere nicht mehr in die Gesellschaft und wurde obdachlos. Er lernte ein Leben kennen, das ein bloßes Überleben ist. Auf der Straße bestimmen zwei Gefühle das Leben unseres Helden: Hass und Scham. Jeder Mensch ist sein Feind oder sein Richter. Menschen weicht er in der Regel aus, weil er die Satten und Zufriedenen so hasst, wie diese pikiert an ihm vorübergehen, und doch schämt er sich seines Zustandes, stiehlt immer wieder von den Wäscheplätzen frisch gewaschene Kleider, wäscht sich im Pfarrgarten, um wenigstens äußerlich nicht in seinem Elend erkannt zu werden, und auch um dem Misstrauen der Verkäuferinnen zu begegnen – also besser stehlen zu können. „Hass, Wut und das inständige Verlangen nach deren Betäubung machten mich zu einem Tier, das man in die Enge trieb.” ...
Zwei Etagen unter der Hölle
... Wir begleiten den Erzähler in die Abbruchhäuser, suchen Schutz vor dem Regen in Passagen, rauben und stehlen, schleppen Leergut über nächtliche Straßen, blicken in das verheißende Licht einer Nachttankstelle. Wir treffen die anderen Berber, den Kohlenhans, den Sandmann, den Nudelkoch und Stumpenhannes. Wir verbringen eine beklemmende Zeit im Gefängnis mit dem kindlich-perversen Benno, treffen den großen Manipulator Rondo und seine Schläger. Im Schatten der Bäume taucht vor uns der weiße Hintern eines Strichjungen auf – Zeit für den Erzähler, das Auto des Freiers auszurauben – und für sich und Sina ein wenig Glück herauszuschlagen. Menschen, an denen wir vorübergehen – der Text bringt sie uns nahe. In ihrer Not, ihrer Unerbittlichkeit, ihrer Mitleidlosigkeit füreinander; er zeigt die komischen Seiten, zeigt sie in ihrer Clownsvermummung, lässt uns teilhaben an ihren skurrilen Gesprächen. Sie trinken zusammen wie die besten Freunde, doch am Morgen hoffen sie, dass der andere die Nacht nicht überlebt hat. „Hannes machte sich Gedanken darüber, dass der plötzliche oder in diesem Falle längst fällige Tod seines Tippelbruders für ihn nicht lohnenswert wäre. Der Monat neigte sich nämlich dem Ende zu, und nicht einmal der geizige Nudelkoch besaß noch genügend Geld, dass eine Hinterlassenschaft attraktiv wäre. Es ist immer zu viel Monat übrig für die kleine Stütze vom Amt. Nur am ersten eines Monats würde Hannes einen guten Schnitt machen. Hier zeigte sich der nüchterne Rechner. Jedoch zählte der Stumpenhannes zu denen, die Nüchternheit in jeder Form bis aufs Messer bekämpften, und dieser Kampf begann meist schon am frühen Morgen.”

In all dem Elend verschweigt der Erzähler auch das Glück nicht, die einzige Form von Glück, die ihm geblieben ist: „Nun schwammen die kleinen Alkoholfrachter mit dem Strom meines Blutes in Richtung Gehirn. Eine sanfte Wärme entstieg dem Inneren der Erde, erreichte meine Füße, durchströmte meine Beine und ergoss sich im Mittelpunkt des Seins. Die Alkoholtransporter, am Hirn angedockt, löschten zügig ihre Ladung. Container mit Plagiaten billiger Glückseligkeit, Säcke stumpfer Traurigkeit und ein paar Fässer lächerlicher Lebenslust. Jedes Mal verstreuten sie auch unzählige Flugblätter, die mich aufforderten, genauso weiterzumachen wie bisher.” ...
Zwei Etagen unter der Hölle
... Sina ist eine drogenabhängige Prostituierte, eine schöne junge Frau, die genauso von Zornausbrüchen gequält ist wie der Erzähler. „ ‚Ruf mich an, wenn er wieder auftaucht, ich regle das!‘ dabei drückte ich sie fester an mich, und gleichzeitig hielt ich mich an ihr fest. Menschen wie wir nutzen jede Gelegenheit, in den Arm genommen zu werden. Weil wir schon im Ansatz mehr Gefühl haben als jeder Hochzeitskleidficker mit seinen dunklen Phantasien.“

Immer wieder erfindet Uwe Stöß Bilder, die so treffsicher, so kontrastreich, so schön sind, dass sie staunen machen. Aus dem elendesten Leben, das man sich vorstellen kann, schlägt er solche Funken: „Ich schaute über die Stadt und das angrenzende Land. Wie ausgeworfene Netze lagen die beleuchteten Straßen zwischen den Häusern. Der Schornstein des Heizkraftwerkes spuckte ein weißes Gespinst in die letzten dunklen Fetzen der Nacht. Im Osten unternahm die Sonne erste Kletterversuche.” „Der Juni zog dem Mai die Kraft aus den Lenden mit erbarmungslosen Sonnenstrahlen, die den Saft des Frühlings endgültig im gleißenden Licht des Mittags verdampfen ließen. Die Sonne labte sich unersättlich am grünen Blut der Natur und hinterließ nur noch eine allmählich braun werdende Hülle.”

Eine Stärke der Erzählungen sind ihre unbedingte Ehrlichkeit mit sich selbst. „Vielleicht sollte ich auf mich zornig sein, doch das täte weh. Diese Stadt hingegen verkraftete meinen Hass. Sie ertrug ihn geduldig. Wie beneidenswert!“

Anrührend ist die Geschichte vom Sandmann, der geistig auf dem Stand eines Kindes und ebenso hilflos war. „Ich nahm einen kräftigen Kondolenzschluck, wünschte dem Sandmann eine angenehme Reise und kehrte seinem Lieblingsplatz den Rücken. Irgendjemand würde ihn wohl finden. Bei der Anteilnahme unserer Mitmenschen konnte es aber auch durchaus passieren, dass man in hundert Jahren hier oben ein Skelett in einem Anorak fand. ...
Zwei Etagen unter der Hölle
... Ich schlug den gewohnten Weg ein, der mich ins Tal zu Freds Schnapsladen führte, und an dessen Ende ein ausgefranster Stuhl stand, auf dem ich Platz nehmen würde, um mit einem giftgrünen Anorak, einem dreckigen Hals und vollgesabberter Knopfleiste darauf zu warten, dem Sandmann in die Hölle zu folgen.” Und nun, liebe Leser, fassen Sie sich ein Herz, vergessen Sie ihre Ekelgefühle und folgen Sie Uwe Stöß in die Abbruchhäuser, auf die vermüllten trostlosen verlassenen Grundstücke, ins Gefängnis, in die Folterkammer der Kindheit – folgen Sie ihm in das Reich, das er durchlebt und erstaunlicherweise überlebt hat:

Zwei Etagen unter der Hölle.


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5.0 von 5 Sternen
Das Leben..., 17. März 2010
Von Marlafox (Klein-Paris)
Rezension bezieht sich auf: Zwei Etagen unter der Hölle (Broschiert)

...  spielt sich genau so ab, wie Uwe Stöß es beschreibt. Es gibt die einen,  auf der "besseren Seite" des Lebens und die Anderen, die einfach nicht  zurecht kommen. Mancherlei Erheiterndes fand ich auch - obwohl es doch  eigentlich todernst ist. Ein gelungenes Werk eines Meisters der Straße,  der den schweren Absprung geschafft und seine Angst vor dem "wahren  Leben" (was immer das bedeutet) überwunden hat.
Zwei Etagen unter der Hölle
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5.0 von 5 Sternen
Welch eine Sprachgewalt..., 16. Februar 2010
Von Jens Sommereisen (Kempen)
Rezension bezieht sich auf: "Zwei Etagen unter der Hölle" (Taschenbuch)

Ich bin durch einen Artikel in der FAZ auf Uwe Stöß aufmerksam geworden. Sätze wie: Da ist etwa Familie Biedermann im Reihenhaus in der Siedlung Sonnenschein, in der sich der Vater aus Angst vor dem sozialen Abstieg aufhängt, die Mutter jedoch lediglich um ihren Ruf besorgt ist. 'Hängen muss er wegen der Polizei', instruiert sie ihre Tochter, 'aber in der Garage wegen der Diskretion.' oder 'Nun schwammen die kleinen Alkoholfrachter mit dem Strom meines Blutes in Richtung Gehirn. Eine sanfte Wärme entstieg dem Inneren der Erde, erreichte meine Füße, durchströmte meine Beine und ergoss sich im Mittelpunkt des Seins. Die Alkoholtransporter, am Hirn angedockt, löschten zügig ihre Ladung. Container mit Plagiaten billiger Glückseligkeit, Säcke stumpfer Traurigkeit und ein paar Fässer lächerlicher Lebenslust. Jedes Mal verstreuten sie auch unzählige Flugblätter, die mich aufforderten, genauso weiterzumachen wie bisher. Vielleicht sollte ich auf mich zornig sein, doch das täte weh. Diese Stadt hingegen verkraftete meinen Hass. Sie ertrug ihn geduldig. Wie beneidenswert!' hatten meine Neugierde geweckt.

Und dieser Neugierde wurde er vollends gerecht. Was für ein Debütroman! Auf jeder zweiten Seite überrascht er mich mit tiefsinnigen, bildlichen Beschreibungen seiner Emotionen. Er hat die Kunst verstanden, das ein Buch riechen, schmecken und fühlen muss. Dies ist ihm definitiv gelungen. Seine Schreibe erinnert mich teilweise an den grandiosen Jörg Fauser und ich hoffe das er weitere Romane veröffentlicht, welche so nah am Wind, des wahren Lebens segeln, wie Zwei Etagen unter der Hölle.
Auch Sterne lügen
Elf Geschichten von Nachbarn, Hausbewohnern, Verwandten, Menschen von der Straße oder von der Couch: Uwe Stöß hat einen Blick für pikante Details und quälende Sorgen, für die Mühlen der Bürokratie, für Unzufriedene und Haltlose, für Kleinkarierte und Spießer.

Die Figuren haben Ängste und Zweifel und sind dem Leser auf manchmal fast unangenehme Weise nahe. Der Finger liegt in der Wunde, dort wo er auch hin soll.

Bisweilen schrammen die Worte ätzend knapp am guten Ton vorbei, aber immer elegant eloquent wird der knurrige Hausmeister, der fette bequeme Ehegatte oder eine kess-unbefangene Nichte portraitiert...

Quelle: fhl-Verlag Leipzig

«Auch Sterne lügen» ist nach 2009 sein 2. Buch.

Auch Sterne lügen
HURRA! HURRA! Das 2. Buch ist da! Die Ratstonne in der Leipziger Moritzbastei war übervoll - es mussten noch Stühle geholt werden. 20:00 Uhr ging's los. Uwe Stöß' Lektorin Dr. Elke Leinhoß war die Moderatorin. Axel Thielmann - Schauspieler und Sprecher - war der Co-Leser.

Vorgetragen wurden u. a. die Geschichten über den Besuch eines Außerirdischen „X 1”, der dem Protagonisten - einem Empfänger von „Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch” - erzählt, dass es in anderen Galaxien auch Arm und Reich gibt, sie aber in getrennten Welten leben. Bei der Aussicht, bleibt der MENSCH lieber auf der Erde...

Oder ein „trautes Paar” und sein Eheleben wird vorgestellt - am Ende gibt's 'nen RUMS. Aber auch der Teppichstangenmann verfehlte seine Wirkung beim Publikum nicht. Man kam aus dem Lachen und Kopfschütteln nicht mehr raus. Doch auch wenn es fast ausschließlich zum Lachen war, so ging es doch um die Probleme des täglichen Lebens, eben nur überspitzt beobachtet und von Uwe Stöß gekonnt in Szene gesetzt.

Nach ca. 2 1/2 Stunden verlies ein dankbares und von Lachsalven durchgeschütteltes Publikum die Ratstonne, nachdem fleißig Autogramme im neuen Buch gesammelt wurden.

Auch Sterne lügen
aus amazon.de
5.0 von 5 Sternen
Bitterböse, hintergründig und herrlich zu lesen, 10. Oktober 2011
Von A. H. B. "KOHLE-Autor" (Hohen Schönberg, Nordwestmecklenburg)
bezieht sich auf: Auch Sterne lügen (Broschiert)

Uwe Stöß' Sterne lügen tatsächlich. Der Autor erweist sich als Meister des Makabren, aber beim genauen Hinsehen nicht minder Alltäglich-Wahren als das etwa bei Loriot der Fall ist. Letzterer ist nur weit gutmütiger mit seinen Figuren als der Erzähler der vorliegenden Geschichten. Gern lässt man sich auf die gnadenlose Häme ein, genießt sie, ohne sie an einer einzigen Stelle beleidigend zu finden, erkennt an, dass man das pralle, chaotische und knallharte Leben betrachtet und liest das ganze kleine Werk in einem Zug durch.

Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
Gewohnt kraftvoll und ehrlich kommt er daher, der nunmehr dritte Erzählband des Autors Uwe Stöß. Auch wenn der Titel nicht exemplarisch für die Inhalte der restlichen Erzählungen steht, spiegelt er doch den unverfälschten und authentischen Stil des Autors wider. Uwe Stöß überzeugt einmal mehr durch seine kompromisslose Sicht auf unsere Gesellschaft, wenn er uns Einblicke gewährt in das Leben von Gestrandeten: von denen, die stets und ständig durch die Maschen des sozialen Netzes fallen, oder die versuchen, der Gesellschaft zu entkommen - und das ganz bewusst, wie es scheint.

In seinem neuesten Werk überrascht der Autor aber durch eine neue, einfühlsamere Betrachtung dessen, was ihm begegnet. Vor allem da, wo er sich alltäglichen Dingen zuwendet, die eben nicht mehr am Rande der Gesellschaft, sondern mittendrin anzusiedeln sind. Und es sind vor allem diese Erzählungen, die das Buch zu etwas Besonderem machen.

Quelle: fhl-Taschenbuchverlag

«Weltkriege und Geschlechtskrankheiten» ist sein 3. Erzählband in jährlicher Folge.

Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
HURRA! HURRA! HURRA! Das 3.  Buch ist da! Die Ratstonne in der Leipziger Moritzbastei war (wie in den  Vorjahren auch) gut gefüllt. An traditioneller Stelle waren alle  gespannt auf den neuen Band aus Uwe Stöß' Feder.

Pünktlich 19:00  Uhr ging's los. An seiner Seite auch diesmal Axel Thielmann -  Schauspieler und Sprecher. So lasen sie Stück um Stück und zogen die  Zuhörer in ihren Bann. Die Titelgeschichte natürlich: „Weltkriege und  Geschlechtskrankheiten“. Eine abermals witzig-ironisch-bissige  Realdarstellung alltäglicher Charaktere in Deutschlands neuem Osten. Da  werden dem Zuhörer Pläne eines „vietnamesisch-deutschen Weltkrieges“  geboten - es blieb kein Auge trocken. Immer wieder schafft es der Autor,  seine Zuhörer einfach in die Geschichte mitzunehmen. Man glaubt, neben  den Akteuren zu stehen.

Auch vermeintlich autobiografisches ist  zu vernehmen. „Freie Kettenglieder“ gehört dazu. Oberflächlich locker,  aber tief im Inneren der Erzählung nachdenklich wird die Geschichte  eines Straffälligen und seiner immerwährenden Rückkehr in den  Strafvollzug beschrieben.

In der Aufzählung fehlen dürfen  natürlich nicht die Dänen ... Augenzwinkernd nimmt uns der Erzähler mit  in den Urlaub. Typisch deutsch mokiert man sich da über die „Invasion“  des täglichen Esstisches durch dänische Urlaubsokkupanten.

Nach  gut 2 Stunden fand die Premierenlesung ihren Abschluss bei intensiven  Gesprächen und Autogrammgaben. Die Premierenlesung wurde vom MDR mitgeschnitten und am 06.03.2011 auf MDR Figaro gesendet.


Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
Auf dem Linoleum der Realität
Bert Hähne | LVZ

„In  erster Linie geht es gar nicht ums Schreiben“, bekannte Uwe Stöß zum Ende seiner Lesung am Freitag, „es geht noch immer um mein Leben“. Er  hätte es nicht sagen müssen, das Publikum in der kleinen Tonne der Moritzbastei hatte es, wenn nicht bereits gewusst, so doch lang schon bemerkt. Das literarische Talent mit dunkler Vergangenheit stellte gemeinsam mit dem jedes Mal beeindruckenden Sprecher Axel Thielmann sein drittes Buch vor.

Der Titel, „Weltkriege und  Geschlechtskrankheiten“, ein Zitat aus einer der darin enthaltenen Erzählungen, führt auf die falsche Fährte. Stöß nämlich bewegt sich vor allem zwischen Arbeitsamt und Armeezeit, zwischen Parkbänken und Gemüseläden, springt gekonnt von der Gegenwart in die jüngere Vergangenheit, vom Anekdotischen zur dokumentarischen Bestandsaufnahme. So erzählt er von einem armen Schwein, das nach Paris will, um das Grab seiner Mutter zu besuchen – derart ergreifend, dass absolute Ruhe herrscht. „Ein Opfer muss Opfer bringen“, lautet ein Satz. Kurz darauf wird glucksend gekichert, als es um zwei pensionierte Offiziere im Urlaub geht, deren Frühstückstisch von Dänen besetzt wurde. Ausgerechnet von Dänen. „Die letzten 400 Jahre haben die nur kapituliert!“

Komödiant Thielmann („Uwe ist ein moralischer Mensch, rau, aber nicht herzlos.“) macht wahre Hörspiele aus den Episoden. Aber auch Stöß hält rhetorisch mit, wird mal lauter, macht mal Pause und bleibt dabei ehrlich und echt. ...

Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
... Immer wieder kehrt er in die Stadt seiner Herkunft, nach Plauen zurück, flicht amüsante Dialoge in traurige Schicksale und beschreibt anschaulich und diesseitig das Leben am Rande der Gesellschaft. Nicht selten wird es gar lyrisch, hören sich die Geschichten wie Gedichte an. Da hustet jemand eingeatmete Treppenstufen aus und landet auf dem Linoleum der Realität, ein anderer hat Pfefferminze im Hirn. Das sind eigenständige Formulierungen und Vergleiche, die zum Glück nie in anstrengende Wortspielereien ausarten. „Was Uwe Stöß schreibt, ist sozial genau gezeichnet“, erkennt Schriftstellerkollege und Mentor Henner Kotte als Gast der Buchpremiere voller Respekt an.

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Der Stoff, aus dem das Leben ist:
Weltkriege und Geschlechtskrankheiten

Ralf Julke | Internetzeitung Leipzig | www.l-iz.de
05.03.2011

Ob Vorabendprogramm, ob Frauenroman, ob Groschenheft: Der Markt ist geflutet mit Geschichten von steilen Aufstiegen von ganz unten bis hinauf in die bunte Welt der Reichen und Schönen. Doch wie es tatsächlich ist, wenn einer von ganz unten die Rückkehr in die Gesellschaft wagt, steht da nicht. Denn in Wirklichkeit ist es eine Ochsentour. ...
Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
... Einer, der weiß, was für eine Ochsentour das ist, ist der 1963 in Plauen geborene Uwe Stöß, der mittlerweile mit zwei Erzählungsbänden beim Leipziger fhl Verlag für Furore gesorgt hat. Oder zumindest das, was man in Leipzig für Furore halten kann. Denn der deutsche Buchmarkt ist längst zweigeteilt. Den Elefanten-Anteil hat ein halbes Dutzend großer Verlagskonglomerate besetzt, das nicht nur die Buchhandlungsketten dominiert, sondern auch das deutsche Feuilleton und damit auch die Preisvergaben, die Jahr für Jahr ein auserwähltes Klientel von Autoren mit Preisen beglücken.

Dass weitab davon in kleinen, jungen und kreativen Verlagen nach wie vor der größere Teil der Entdecker- und Entwicklungsarbeit für gute heimische Literatur geleistet wird, kann der Rezipient dieses Buchmarktes gar nicht wahrnehmen. Die Bücher, die hier entstehen, werden zumeist abseits der großen Ketten abgesetzt, tauchen selten in den Regalen der Buchhandlungen oder gar in Bestseller-Listen auf.

Dabei werden hier auch jene Themen anders und frischer angepackt, über die die professorale deutsche Hochliteratur nur mit Distanz und Vogelperspektive erzählt. Man vergisst beinah, dass die Mehrheit der Bewohner der Bundesrepublik nicht so lebt, wie es die diversen Fernsehserien vorgaukeln.

Die meisten wissen, was es heißt, auch mal ganz unten zu landen. Und manche haben auch erlebt, was es heißt, noch tiefer abzustürzen. ...
Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
... Und Uwe Stöß ist so einer. Er hat erlebt, wie schnell ein Leben aus dem Gleichgewicht gerät, wenn der Alkohol zum „Problemlöser“ wird und aus alkoholbedingten Abstürzen sinnlose Gewaltexzesse werden, die auf einmal eine Reise in den Knast bedeuten. Er weiß auch, dass Knast in Deutschland weder eine Rettung noch eine Lösung ist. Denn das Ende der Haftstrafe ist fast nie der Beginn einer Neugeburt, sondern meist das Glied einer Kette von neuem Andocken im alten Milieu, neuen Straftaten, neuer Haft - oder auch mal einem Aufenthalt in der Entzugsklinik dazwischen. Doch das alles in einem Bereich, in dem die Auffangnetze der Gesellschaft löcherig sind, wo versiebte Chancen schnell dazu führen, dass auch noch die rettende Wohnung verloren geht und die Karriere einer Obdachlosigkeit beginnt. Stöß hat das alles erlebt und auch in den beiden Erzählbänden „Zwei Etagen unter der Hölle“ (2009) und „Auch Sterne lügen“ (2010) schon darüber erzählt.

Zwei Bände übrigens, die Grund zum Aufhorchen gaben. Denn anders als manch anderer, der glaubt, dass er - wenn er nur Stoff zum Erzählen hat, auch darüber schreiben kann, kann Stöß erzählen und schreiben. Plastisch, klar und ohne Schwulst. Ohne Kathedergehabe. Seine Helden - und meistens ist das eine Ich-Figur - stecken mitten drin in den Katastrophen, die ihnen geschehen. Sie erleiden sie. Und der Leser bibbert mit. Denn es geht ganz tief da hinunter, wovor sich jeder Träumer der Mittelklasse so panisch fürchtet - in jene Welt, in der ein verächtlicher Federstrich eines Sachbearbeiters reicht, die Abstürze auszulösen.

Seiner ersten Geschichte, die den Helden bei einem seiner Neuanfänge zeigt, hat Stöß keinen Titel gegeben. Sie wirkt deshalb auch wie das Vorspiel zu Geschichten, die erzählen könnten, wie der Held genau dahin gelangt ist, an diesen Punkt, an dem er sich selbst am Schlafittchen packt und beschließt, sich nicht wieder herunterziehen zu lassen.
Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
... Eine Umkehr, die ja auch Stöß geschafft hat. Wenn man das „Schaffen“ nennen kann, was einem geschieht, wenn er dann tatsächlich arbeiten will für sein Geld. Dazu gibt es eine eigene, sehr entlarvende Geschichte: „Mekka und der Kölner Dom“.

Und auch die liest sich wie selbst erlebt. Eine Geschichte aus der heiligen Welt des modernen Arbeitens, in der eine völlig euphorisierte Sachbearbeiterin dem gerade Haftentlassenen einen Job bei einem privaten Leipziger Postunternehmen als die Chance seines Lebens offeriert, auch wenn er für den Knochenjob, der in der vereinbarten Zeit gar nicht zu schaffen ist, am Ende trotzdem mit 410 Euro ein Gnadenbrotempfänger bleiben wird. Wenn er es denn schafft, eine fiktive Anlernzeit zu überstehen. Doch schon der erste Tag geht gnadenlos in die Hose.

Es gibt mehrere Geschichten im Buch, die auf eigene Erlebnisse des Autors verweisen und entsprechend den Leser mitnehmen auf eine Gefühlstour tief hinab in die Enttäuschung und dann wieder - mit zusammengebissenen Zähnen - hinauf in eine Welt, wo es wieder Hoffnung gibt und ein paar Menschen (wie einen übergewichtigen Hausmeister), die Verständnis haben für die Gestrauchelten und Mutlosen. Dazwischen mengen sich Geschichten, die eher zeigen, dass Stöß auch aus seiner Phantasie schöpfen kann und daraus durchaus humorvolle, nachdenkliche Kurzgeschichten zu machen weiß.

Dass der Titel so martialisch klingt, hat natürlich mit dem Milieu zu tun, in das er zwangsläufig tief eintauchen musste - ein Milieu, in dem natürlich Welten aufeinander prallen. Dazu braucht es gar keine fremden Länder. ...
Weltkriege und Geschlechtskrankheiten
... Das passiert mitten unter uns. Wer aus der akzeptierten Welt der „bürgerlichen Mitte“ mit all ihren lächerlichen Statussymbolen gefallen ist, erfährt das am eigenen Leib. Und auch die Geschlechtskrankheiten sind da dann eher keine Fiktion, wenn Liebe mit Vertrauen nichts mehr zu tun hat, sondern eher etwas mit der Geldsumme, die einer in der Jackentasche mit sich führt.

Erstaunlich oft kommen Bilder und Figuren vor, die auf eine ganz andere Lebenserfahrung des Autors verweisen: Seine Zeit bei der NVA. Einige seiner damaligen Vorgesetzten tauchen als rachsüchtige Knochenhunde im Rentnerdasein (oder auf der Bank des Arbeitsamtes) wieder auf. Doch unübersehbar lebt auch die Erfahrung des Soldaten fort, der im Schlamm der Ausbildung erfahren hat, wie das ist, wenn einen die Kommandeure verachten. Eine Erfahrung, die sich dann augenscheinlich fortschreibt durch die Zeit als Häftling und Bittsteller im Amt.

Der Verlag lobt die kompromisslose Sicht auf die Gesellschaft. Was erstaunlich ist. Denn das scheint dann eben doch die Ausnahme zu sein, obwohl es die Grundtugend jedes Erzählers sein müsste. Deswegen fallen diese Geschichten auch so auf. Hier will einer seine Zuhörer nicht einlullen und ihnen keine Märchen erzählen, hier arbeitet einer mit dem Stoff, aus dem seine Wirklichkeit ist. Und der Leser selbst bekommt mit ihm nasse Füße, kalte Hände, manchmal ein Bleigewicht zwischen den Schultern, aber auch da und dort den nie stillbaren Hunger auf Freiheit und Anerkennung.
Täterätä
Nach seinem mitreißenden Roman  „Der himmelblaue Fasan“ legt Uwe Stöß nun Erzählungen eines großen Spektrums vor: Illusionen und Vergangenheiten, verquere Lieben und kaputte Ehen, Kindheitssehnsüchte und kalte Abrechnungen, Alkoholräusche und Betrügereien spielen die entscheidenden Rollen. Ein Großvater und sein Kriegsgeheimnis, ein nächtlicher Friedhof voller Leben, ein Dad und die tote Model-Tochter – es ist, als hätten die dargestellten Personen ihr Schicksal, angefüllt mit Witz und Tragik, selbst aufgeschrieben. Lesen!

«Täterätä» ist sein 4. Erzählband. PREMIERE war - nun bereits traditionell - in der Leipziger Moritzbastei am 07. Oktober 2013. Es lasen der Autor selbst und Axel Thielmann (Schauspieler und Sprecher) aus dem neuesten Werk.


Das zieht alles Kreise
Sie sind  unter uns! Oder wir unter ihnen? Jedenfalls scheint man sich zu kennen. Denn gefunden hat Uwe Stöß seine illustre Gesellschaft gleich nebenan: Die schöne Lara-Marie, die nur so lange schön ist bis sie spricht und  den unentschlossenen Herrn Püschel, der kauft, weil ja mal jemand kommen könnte. Rebecca ist im Klima-Dingens und der Schiller hinter dem Räuber her. Elvira und Helmut führen einen Käse-Krieg und Benito Ball bandelt mit George Clooney an. Nebenbei erkennt man die Vorteile von Form­aldehyd, nicht nur Mahler sondern auch Klempner wird zur Offenbarung und ein Müller muss immer eine Randfigur bleiben ...

Rasant, bissig, gewohnt bildstark und sehr erheiternd, erzählt Uwe Stöß in diesen bitter-komischen Geschichten von menschlichen Befindlichkeiten und Beziehungen oder skurrilen Begebenheiten. Ein köstliches Lesevergnügen mit Suchtpotenzial.

Bereichernden Genuss schaffen die Illustrationen des Leipziger Künstlers Carsten Busse, der jeder Geschichte, mit feinem Strich und humorvollem Blick, ein Gesicht gegeben hat.

PREMIERE war - nun bereits traditionell - in der Leipziger Moritzbastei am 22. April 2016

Das zieht alles Kreise
Carsten Busse, 1965 in Leipzig geboren, ist freischaffender Künstler in Leipzig. Von 1991 bis 2004 war er Mitglied der Künstlergruppe solitaire factory, die mit zahlreichen Projekten und Ausstellungen national und international auf sich aufmerksam machte. Hauptaugenmerk seines heutigen künstlerischen Schaffens gilt der Konzeptkunst und Installation.

Zudem ist er Kurator und Kulturarbeiter und er ist – wie dieses Buch beweist – ein ausgezeichneter Illustrator.

Das zieht alles Kreise
Am 22. April 2016 um 20:00 Uhr war es soweit. In der Ratstonne der Moritzbastei Leipzig feierte die zweite April-Neuerscheinung des jungen Verlages „Verlag für Freunde“ Premiere. Mit dem Geschichtenband „Das zieht alles Kreise“ kehrt Uwe Stöß damit nun schon zum 6. Mal zu einer Buchvorstellung in die Moritzbastei ein.

Seit November 2015 sind der „Verlag für Freunde“ und Uwe Stöß ein Paar. Damals suchte der Leipziger Autor einen neuen Verlag, fand ihn bei Freunden, die seine aktuellen Erzählungen – trotz allen Überflusses im Buchhandel – veröffentlicht sehen wollten. Nach der Neuauflage des Debüts „2 Etagen unter der Hölle“ und der 2015er-Ausgabe seiner alljährlichen Weihnachtsgeschichte ist dies nun das dritte Produkt der Zusammenarbeit.


Der neue Erzählband bringt eine Auswahl dieser ganz kurzen Geschichten zusammen, mit denen der Autor auf Lesungen jedes Publikum begeistert und die immer so gern zum Nachlesen mitgenommen werden wollten. Rasant erzählt, mit Dialogen die knallen, nimmt Uwe Stöß den Leser mit auf seine Beobachtungstour menschlicher Befindlichkeiten und Beziehungen oder skurriler Begebenheiten. Bissig, ironisch und oft saukomisch beschreibt Stöß seine illustre Gesellschaft, deren Vorbilder er gleich nebenan findet: Die schöne Lara-Marie, die nur so lange schön ist bis sie spricht und den unentschlossenen Herrn Püschel, der kauft, weil ja mal jemand kommen könnte. Rebecca ist im Klima-Dingens und der Schiller hinter dem Räuber her. Elvira und Helmut führen einen Käse-Krieg und Benito Ball bandelt mit George Clooney an. Nebenher erkennt man die Vorteile von Formaldehyd, nicht nur Mahler sondern auch Klempner wird zur Offenbarung und ein Müller muss immer eine Randfigur bleiben ... Bitter-komische Geschichten, die auch mal dort weitergeschrieben werden, wo man sich selbst, politisch-korrekt, schon das Weiterdenken verbieten möchte. Erzählungen mit Suchtpotenzial und kabaretttauglich.
Das zieht alles Kreise

Der himmelblaue Fasan
Georg Less ist fertig mit seiner  Vergangenheit. Ein neues Leben ohne Diebstahl, Nutten, Alk und Knast  will er beginnen. Da erreicht ihn der Hilferuf seiner einstigen  Geliebten. Sie leidet, wird erpresst, kann Georg nicht vergessen; also  muss er ihr helfen und fährt zurück ins alte Leben, trifft die Kumpels  und die Feinde, geht über Plätze, die ihm einst sehr viel bedeutet  haben. Und natürlich begegnet er Briefschreiberin Sina wieder und gerät  in einen schier unaufhaltsamen Sog, der ihn alles vergessen lässt. Henner Kotte

Der erste Roman von Uwe Stöß erschien im Oktober 2012 im Projekte-Verlag Cornelius in Halle (Saale). Die Premierenlesung war am 29.10.2012 in der Moritzbastei Leipzig.

Der himmelblaue Fasan
Es war mir, als wären die zwölf Jahre in ein Loch und ich seit damals nahtlos hier herübergestürzt, als hätte ich dieses Weib gestern zum letzten Mal gesehen und dazwischen wäre nichts gewesen. Sie machte mich immer noch nervös, allein mit ihrer Stimme, verdammt, nur mit der Stimme, und das, nachdem diese Frau fast fertig geworden wäre, mir mein Grab auszuheben, während ich daneben stand, mich nicht satt sehen konnte an dieser Anmut, mit der sie die Schaufel handhabte, diese göttliche Schauflerin.

...

„Nun fahr schon!“, sagte sie.
„Wohin?“
„Zu mir. In meinem Bett fickt es sich am besten. Pension Tietze, Mechthild-Bergheimer-Straße 7!“
„Was für eine Straße?“ Ich rutschte von der Kupplung, dass der Camaro einen Satz machte, sich verschluckte und stillschwieg.
„Wollen wir lieber mit der Straßenbahn fahren?“, fragte sie gelangweilt und verschränkte die Arme.
Ich wusste ums Verrecken nichts von einer Mechthild-Bergheimer-Straße in dieser Stadt. ...

Der himmelblaue Fasan
29.10.2012 | Die vierte Premiere - und wieder in der Moritzbastei Leipzig - und wieder nach einem Jahr. Seiner Kontinuität folgend stellte uns Uwe Stöß seinen ersten Roman vor. Ein weiterer Meilenstein in seiner Schriftstellerkarriere nach den ersten 3 Erzählbänden (2009 / 2010 / 2011) und unzähligen Einzelerzählungen. Die „Hütte“ war voll. Viele Besucher nutzten den Abend, um „ihrem Uwe“ literarisch zu folgen. Dank des Projekte-Verlages aus Halle konnte Uwe Stöß sein ehrgeiziges Literaturstück mit einer tollen Lesung krönen. Die Anwesenheit von Manfred Jendryschik (Lektor und Mitherausgeber der Edition Cornelius) und Reinhardt Cornelius-Hahn (Verlagsleiter) komplettierten den Premierenabend.

 
Henner Kotte, Leipziger Krimiautor, Mentor und Entdecker von Uwe Stöß moderierte die Lesung, welche vom MDR wieder mitgeschnitten wurde. Manfred Jendryschik beschrieb seine ersten Erfahrungen mit Stöß und charakterisierte den Autor als Naturtalent.

Nach ca. 2 Stunden Lesung war der Abend leider schon zu Ende. Viele fanden den Weg zur Bühne um neben dem obligatorischen Autogramm auch persönliche Worte zu wechseln.

Es ist nicht zu viel verraten, wenn gesagt wird - der nächste Roman ist schon in Arbeit. WIR FREUEN UNS DARAUF. Hans-Jörg Moldenhauer
 
Der himmelblaue Fasan
aus amazon.de M. aus L. 29. Dezember 2012 / 5,0 von 5 Sternen
Man hofft auf baldige Wiederkehr zum Lesestoff

Nach anderthalb Jahren war es nun wieder soweit: eine neue Premiere. Diesmal im doppelten Sinne, denn es ist Uwe Stöß' erster Roman. Lange schon hat er daran gesessen und gefeilt. In mancher Lesung hat er die Wirkung auf sein Publikum ausprobiert. Das Ergebnis ist nicht nur quantitativ überragend (333 Seiten!) ☺, sondern natürlich ein weiterer Sprung in Uwe Stöß' Schriftstellerbiografie. Im Roman verarbeitet er autobiografisch die Geschichte zweier Liebenden. Finden - Lieben - Verlieren. Wie gewohnt nutzt Uwe Stöß dabei seine wortgewaltige, einfühlsame Art, das Leben zu beschreiben. Gleichsam mühelos führt er den Leser in die Umwelt der Hauptfiguren und lässt uns so Sinnesnah ALLES miterleben.

... „Rechts wölbte sich ein blaues Licht zu mir herauf, unter dem Licht eine Tankstelle. Die Biene Maja auf der Außenwand des Kindergartens, neben dem ich stehen geblieben war, hatte frische Farbe bekommen. Plötzlich wurde es in meinem Rücken laut, ich schnellte herum wie in alten Zeiten, hob die Hände und zog den Kopf ein. Für den Moment starrte ich nur ins Licht der Straßenlampen, die hier endeten und deswegen besonders hell erschienen. Ich erkannte eine Gestalt, wie auf einem Podium stehend, angestrahlt von Scheinwerfern, die eben noch einfache Laternen gewesen waren, ein Weltstar vor einem Millionenpublikum. Scharfe Schatten in seinem Gesicht, die Gestalt mit erhobenen Händen, ein Scherenschnitt, kompromisslose Linien, die Feder und die Stimme, beide dramatisch vibrierend, den Rucksack zwischen den breitgemachten Beinen, das Gesicht dargebracht dem Lauschen der Nacht.“ ...
 
So vom Autor umsponnen, fliegt man von Seite zu Seite. Und muss man mal vom Roman lassen, so hofft man auf baldige Wiederkehr zum Lesestoff. Es ist wie mit einem Traum, man will nahtlos weiterträumen und möglichst nichts verpassen.
Feldstraße - Ein Plauen-Roman
In seinem neuesten Werk beschreibt Uwe Stöß sprachmächtig Figuren am Rande der Gesellschaft. Als Stumpenhannes und Nudelkoch kommen Hannes und Rolf zumeist gemeinsam getippelt. Zwei, die sich nicht brauchen, aber ohne den anderen auch nicht klarkommen. Zwei, die sich umeinander sorgen, mehr aber noch um den lausigen Fünfer in der Hosentasche des anderen. Eine eigenartige Gemeinschaft, aber es ist wenigstens eine, die einzige. Es ist ihr Leben, das in Containern nach Essbarem wühlt, auf Friedhöfen nächtigt, erst in HO und Konsum klaut, später in ALDI und LIDL einbricht, um den Knast im Winter bettelt, das stinkt und sich jeden Morgen auskotzt, uns die Nasen rümpfen und wegschauen lässt und manchmal auch komische Momente hat. Bis zum bitteren Ende.

PREMIERE war traditionell in der Leipziger Moritzbastei.
 

Feldstraße - Ein Plauen-Roman
18.02.2017 Plauener Zeitung
Feldstraße - Ein Plauen-Roman
Der Roman spielt zum großen Teil in Plauen, einer Kleinstadt im Süden der Republik. Sie ist gleichzeitig der Geburtsort der Romanfigur Georg Less. Leipzig, der Wohnort des Less spielt nur am Anfang und eine untergeordnete Rolle. Die zweite Person ist Sina Locòsh. Eine ehemalige, in Albanien geborene Prostituierte, die mit Georg Less zehn Jahre lang ein Verhältnis hatte, ihn im Aufbau seiner kriminellen Karriere zur Seite stand, weil selbst kriminell, die von ihrer Mutter bei Nacht und Nebel verlassen und drogenabhängig geworden war. Sowohl Georg als auch Sina sind im Buch vor zwölf Jahren eigen Wege gegangen, entschieden, jeder für sich, ihr Leben zu ändern. Less machte eine Alkoholentzugstherapie in Leipzig, ließ sich in der Stadt nieder um neu anzufangen. Sina ging nach Albanien, kam zurück und heiratete Georg Less‘ ehemaligen Erzfeind Rondo, der nach der Wende aus Frankfurt am Main gekommen war, um im Osten, mit Zuhälterei, Geldwäsche und Schutzgelderpressung, sich zu etablieren. So wollte er auch Sina für sich arbeiten lassen, und es kam zwischen Georg Less und Rondo und seinen Schlägern zu mehreren Auseinandersetzungen. Jahre später, als Less bereits in Leipzig Fuß gefasst hatte, machte Rondo mit Sina einen Deal. Er führte nun seine Geschäfte im größeren, halblegalen Stil und wollte diese aparte Frau an seiner Seite wissen und würde ihr dafür ein sorgloses Leben bieten. Sina ging den Handel ein, oder sie hätte es wie Georg Less gemacht, dann wäre sie in einer kleinen Wohnung gelandet und hätte sich für 374 Euro vom Arbeitsamt an die Regeln dieser Gesellschaft gehalten. Beide jedoch, sowohl Georg als auch Sina konnten sich nie vergessen. Sina mietete sich in Plauen in einem Hotel ein und schrieb Georg nach Leipzig einen Brief, dass sie sich sehen müssten, es gäbe da ein paar Dinge… Georg fährt natürlich, nicht ohne Vorbehalte die Vergangenheit betreffend, zu Sina, aber auch, um ein paar Dinge mit dem einstigen Kind Georg Less, dem Jugendlichen, dem, von seinen Eltern nie richtig akzeptierten Sohn, klären zu können.
 
Dann ist da noch der Jockel. Ein in die Zeit hineinlebender Arbeitsloser, mit einer blauen Feder am Hut, der Georg auf seinen Trips in die Vergangenheit immer wieder trifft und, wenn man es so nennen will, Georgs inneres Ich darstellt, dass ihm, hinter all seinen Zweifeln und dem, was er sich einzureden versucht, eine Wahrheit offenbart.
Susi brennt
Warum darf der Mond bei Regen nicht mehr raus? Wohin mit dem hängenden Papa am Sonntagmorgen? Muss man ein Straßenfest organisieren? Sind Vogelklappen nur für Vögel? Welche Wünsche erfüllen blaue Feen? Gibt es die hängenden Gärten jetzt auch in Naunhof? Wo passen Gaddafi und Bob Dylan zusammen? Wie explodieren Träume? Woher kommen die schwarzen Löcher? Was haben Steine mit Talent zu tun? Und wer ist eigentlich Susi?

Urkomisches, Märchenhaftes, Erlebtes und Erdachtes, Bitterböses, Nostalgisches, Absurdes, Denkbares und Undenkbares in siebenundzwanzig Kurzgeschichten. Mit dabei: Herr Biedermann, eine trauernde Witwe, X-einsi, der Teppichstangenmann, die Sterne Zero 400 hoch 23 und Zero 822 Beta, Kassandra von Langendorf, der Engel Kai-Uwe, eine Schildkröte, viele andere und - Susi.

Hier findet jeder seine Lieblingsgeschichte. Und mit ein bisschen Glück findet man seinen Liebling in einer der inspirierenden Collagen von Carsten Busse wieder.

PREMIERE war wieder traditionell in der Leipziger Moritzbastei.

Susi brennt

LVZ 15.08.2018
Herbsthände
In guter Tradition kehrt Uwe Stöß auch mit seinem neuen Erzählband „Herbsthände“ zur Premiere in der Moritzbastei ein. Herbsthände schreibt nachdenkliche Geschichten über die Dinge, die man im Leben verschweigt – oder am liebsten gar nicht denken will. Der eine vertut seine Möglichkeiten, der andere hat keine Chance. Der eine hat sich abgefunden, der andere kann nicht loslassen. Einer stellt sich seiner Schuld, andere begreifen noch vorm Himmelstor nicht. Nicht jeder wird in einem Herbst alt, der golden glänzt und manchmal kommt auch die Liebe nicht im fröhlichen Gewand des Frühlings daher. Und doch gibt es immer auch Trost und Hoffnung: Dort, wo zwei gerade Wege zusammenfinden, wo ein einziger erinnert, einfaches Mitgefühl Würde bringt – oder ein Hundeschwanz Leben verbessert.
Hier findet jeder seine Lieblingsgeschichte. Der Umschlagentwurf stammt von Carsten Busse.

PREMIERE war traditionell in der Leipziger Moritzbastei am 01. Oktober 2019.
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Erzählung
Samira im Spiegel des Flusses
Samira im Spiegel des Flusses
„Samira im Spiegel des Flusses“ entstand während und nach einer Lese-Reise im Jahre 2011 nach Äthiopien. Uwe Stöß verarbeitet dabei in seiner ihm eigenen Art die Erlebnisse in der Fremde.

Seite 01
Einst, als die Erde aus den Feuern des Himmels stürzte, dessen Seele nicht Gewalt mehr, sondern Entstehung war, erstarrte alles und es wurde still. Zugleich brach ein Fluss von innen heraus, Sämtliches zu laben. Und noch bevor das Inferno Sonne wurde, das Chaos Welt, bäumte es sich ein letztes Mal auf, eine einzelne Flamme der Erde hinterdrein zu schleudern, als eine Lohe, die windumworben zum Fluss hinstrebte, an dessen Ufern Heimat zu finden. Da unterbrach der Fluss seinen Lauf, um die Botin der Sonne zu prüfen. Er betrachtete sie genau, die Niedergegangene - die im feuernen Gewand, ob sie seiner würdig sei und spannte sich in seinem Bett, dass er Spiegel wurde. Und die Lohe hielt darinnen inne, allgemach aus dem Feuer atmend, nackt wie die Gestirne vor dem Leben, vom Brodem des Infernos so dunkel geschliffen die plötzliche Haut, machte sie sich bereit, den Fluss um alles anzurufen. Ihn drängte es sogleich, angefüllt mit aller Herrlichkeit wie er war, verschwenderisch zu werden, und er übergoss das Geschöpf mit aller Seele und allem Anmut, die er in sich fand. Er war noch voll davon. Er gab alles her. Er wollte jetzt reichlich geben. Anmut und Seele zusammen würden nur einmal gereicht, nur dieses eine Mal, in allem Anfang. So empfing die Auserwählte noch dazu Eleganz und Grazie und Schönheit, eine ganz reine, eine tiefe, eine klare, und ein paar Tropfen eines geheimnisvollen Zaubers obenauf. Es erstrahlte jenes, zwischen Seele und Herz, das Gott viel, viel später unbeachtet ließ, es erstrahlte genau dort, wo für gewöhnlich der Kleinmut wimmert, ganz dünn, lebenslang und nicht genug Schmerz. Und des neuen Weibes Seele trank gierig von allem, dass sie edel würde und groß und sehend. So stand die anmutig Gewordene im Tosen des Flusses, der kein Ende zu finden schien in seiner Verschwendung, und erst, als alle Gaben die Grenze des Irdischen zu überschreiten drohten, gab er seine Schöpfung frei, um Atem zu holen. Bevor er jedoch der schönen Wilden Heimat sein wollte, verlangte er von ihr, ihm zurückzugeben, was dem Verschwenden inne liegt, Eitelkeit und Hochmut. Sie gab dem Fluss, was er verlangte, sie versprach zu beherzigen, was er ihr riet, und sie blieb ahnungslos ihres ebenmäßigen Leibes.
Seite 02
Das, was sie von sich selbst überzeugt hätte, hatte der Fluss von ihr zurück gefordert. Sie wuchs mit der Gabe, ehrfürchtig zu bestaunen die anderen Dinge, auch die unwichtigen, die kleinen, die winzigen, ohne die ein Beginn nicht hätte beginnen können. Ihre Schönheit war ein Geschenk des Flusses, ein Geschenk des Entstehens, diesem allein gebührte der Respekt. Sie versuchte ihren Mund, der schon eifrig Atem trank, ein erstes Lachen zu lehren, das zwischen den Lippen aufschimmerte, gleich einem Quell von Milch, und es schwoll bald an wie der Himmel Abessiniens an diesem ersten Tag. Ein Rest, der um den Mund keinen Platz mehr fand, eilte in die Blankheit der Augen, blitzte dort auf hinter einem mahagonifarbenen Blick, ganz weiß, ganz kurz. Auch Sehnsucht wohnte dem inne, keine vermissende, eine eher aufmerksame, die Augenlidern gebot, sich für den Moment zu schließen. Das Lachen würde noch viel schöner, so sah es der Fluss in seinem Spiegel, wäre es gesäumt von Haaren, die er dem Mädchen mithin wachsen ließ. Finster wie seine tiefsten Tiefen, wellengleich und ungestüm wie seine Strudel, flutete es gleichermaßen hinab, über den Rücken rankend, bis der sich verjüngte, dort, wo die Schmalheit des Leibes endete, er sich wieder zu wölben begann, schien es in einem letzten Kräuseln zu verebben. Im Fluss trieben purpurn die Scherben der auf ihm zerschellten Sonne. Sie schnitten auf, die Wogen und es quoll hervor, ein falbes, bisweilen smaragdgrünes Scheinen, das noch einmal aufglomm, satt und abendmüde, mit jenem Gold des letzten Augenblickes, ehe das Zwielicht mattsilbern alles sich nimmt - für immer einmal alles beendet. So hatte die Sonne ihren Schmuck dem Fluss dargebracht, ihn zu hüten für diese Nacht. Und das Mädchen nahm sich vom Purpur einen Armreif, und es nahm sich vom Blau und zaghaft vom Silber, und weil ihr der Fluss die Versuchung gelassen hatte, nahm es auch vom Gold, auch einmal mehr, denn die Hälfte ihres Lebens an einem Tag war vollbracht. Sie klaubte von der Erde auf Ton für einen Krug. Dort hinein gab sie ein Stück des Flusses, sie zu laben, sie zu begleiten, sie wiederkehren zu lassen. Sie schlüpfte in das stoffgewordene Flammengewand und entdeckte über den Wipfeln der Bäume, wo der Tag sich allmählich schwarz blutete, eine neue, kalte Sonne.
Seite 03
Ein fremdes Licht brillierte auf des Mädchens Haut, ein Licht das noch dabei war, leuchten zu erlernen. Als sie so nach oben blickte, hin zum neuen Gestirn, das Kinn gereckt, die Linie des Halses verlängernd, strafften die hochgewordenen Wangenknochen jene Leichtigkeit der pulsierenden Lippen, als würde das Lächeln mehr wissen wollen, als würde es fester, als versuche der Mund, still und rot, sich klar zu werden, über das, was allzeit unabänderbar. Im Mahagoni der Augen flackerte ein Zweifel, nur kurz, kaum wahrnehmbar, denn der Mund ließ sie nicht zu, diese Angst, und das Mädchen auch nicht, nicht hinter der Stirn, die erhaben an der Nacht sich kühlte, nicht in den Augen. Nur dazwischen fand sie eine kleine Heimat, im Verstohlen sein, die ängstliche Winzigkeit, die so gut war und aufmerksam für das blauschwarze vor dem Leben. Als das Mädchen die Hand hob, dem Fluss Lebewohl zu sagen, flammte der Armreif auf. Ein Stück des Flusses, ein purpurnes, ein Stück Geburt, ein Stück Weiterziehen und er würde am Ende verblassen, ein Teil des Vergehens, allen Vergehens. Es sei auch eitel Vergängnis zu leugnen, hatte sie vom Fluss erfahren. Das Mädchen machte sich auf den Weg. Vorsichtig nun setzte sie einen Fuß genau vor den anderen, mit ihren Zehen die Erde ertastend, immer schneller, immer rhythmischer, immer mehr im Einklang mit ihrem Schöpfer, mit dessen kraftvollem Fließen, mit dessen ruhigem Strömen, mit dessen Drängen, und der Weg führte sie unter einen Jacarandabaum, dessen  Blüten ihr Himmelblau in die Nacht hinab tropften wie morgenklare Verheißungen, und im Untersten der Krone erblickte sie einen seltsamen Gast, einen Tukan, der mit schräg gestelltem Kopf an seinem mächtigen Schnabel vorbei schauend sie musterte, als der Chronist im Sonntagsstaat seines Gefieders. Der erste der Zeit. Einer der nicht schreiben konnte, der stattdessen seine Augen schloss, genüsslich wie es schien, hinter seinen Lidern das Unglaubliche festzuhalten, auf ewig versiegelt das, was dem Irdischen zu denken nie möglich sein würde.

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Seite 04
Zu einer anderen Zeit, weitab des Jacarandabaumes, tritt, einstudierten Schrittes Sabrina Williams aus der Reihe der „Miss World“-Anwärterinnen. Die Jury hatte sie gewählt. Die übrigen einundfünfzig Mädchen rieben betrübt oder affektiert lächelnd am Rand der Bühne ihre Knie aneinander. Sabrina stieg aufs Podium. Der dickliche Moderator schwitzte, wegen der vielen, jungen, straffen Haut und auch wegen der Achtzigtausend Watt Beleuchtung. Während die anderen Beauties noch immer gewaltsam lächelten, thronte Sabrina, die Siegerin der Proportionen, wie eine Prinzessin auf der immer mehr ansteigenden Welle des Applauses tausender sichtbarer und Millionen unsichtbarer Klatscher. Denn alles galt ihr - die Beine hinten waren schon zurück gereiht, dorthin, wo sie, ob krumm oder behaart, einfach nur Beine waren, die ihren Besitzern Ortswechsel ermöglichten. Sabrinas Haar fiel brünett, professionell unordentlich, mit dem auf ihnen liegenden erforderlichen Sternenfeld, über die jungen, aber schon Elfenbein genannten Schultern. Mommy und Daddy standen in der ersten Reihe, neben Bürgermeister und Senator. Ihre Körper wurden geschüttelt vom Klatschen der Hände, ihre Augen verschleiert, teils von Tränen, teils von der Bestätigung dessen, immer gewusst zu haben, etwas Besonderes zu besitzen. Auch in den Augen der Tochter, den niedlich großen, fanden sich Tränen ein, ein paar ehrliche, ein paar neben der Rolle, die sie von klein auf gelehrt bekommen hatte. Die langen Wimpern über der anrührenden Feuchtigkeit, verwehrten einen tieferen Blick in Sabrinas Augen, in denen man Entbehrung traurig schimmernd erkennen würde, die sich in Berechnendes, Abwägendes verwandelt. Dort, in der Nähe des reinen Glanzes wurde schon Geld ausgegeben, viel Geld, um an einer Kindheit, die eine Show gewesen war, Rache zu nehmen und die Nasenflügel übten sich im eitlen Blähen, dass immer mehr nach den Lippen griff, sich ihrer spitz zu bedienen. Die wieder gewöhnlich und keiner besonderen Betrachtung mehr als Wert empfunden gewordenen Mädchen traten ab, von den Brettern, denen sie nichts mehr bedeuteten. Die Optik gebührte der „Winnerin“. Das hatte sich in Sabrina festgesetzt. Sie gehörte dem Publikum, den Werbefirmen, den Managern, die sie ein Produkt nennen werden, vielleicht dem Fernsehen, vielleicht sogar dem Film.
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Eher kurz würde sie wandeln, dort, wo selbst große Stars den Staub ihrer vermeintlich einmaligen Blüte abgerieben hatten an den Kameras und Scheinwerfen, den Vorhängen und Treppen, den Dingen, die nur Namen haben, aber kein Gedächtnis. Absehbare Zeit würde sie leuchten im künstlichen Licht, in trivialem Glanz, den abzuschalten, nur ein Finger gebraucht würde. Sabrina hatte keinen Fluss in ihrem Anfang gehabt, nicht dessen Spiegel.

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Im Spiegel eines Flusses, des Flusses, an dem alles begonnen hatte, dort in Äthiopien, wo der Tag die erste Helligkeit zu schlürfen sich aufmachte, wo der Jacarandabaum wie eine Hand aus Palisander gewachsen, junges Blau vom Himmel zupfte, seine hölzernen Finger damit zu zieren, wo der Daumen noch darauf wartete geschmückt zu werden, kniete Samira, den Fluss zu bitten, ihr auch heute Wasser zu geben.

Als Wiedergeborene, der vom Fluss so reich beschenkten, stolzen Abessinierin, blickte Samira, wie all die anderen vor ihr, in des Flusses Spiegel, und dort sah sie nur die Krone des Jacarandabaumes, in dem der Himmel nicht alt geworden ist, und sah wie schön er war. Der Tukan erblickte im Spiegel des Flusses das Antlitz der Königin der Welt, und dann schloss er, geschuldet jenem allerersten Tag, seine Lider.
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Weihnachtsgeschichten
Regelmäßig schreibt Uwe Stöß seine Weihnachtsgeschichten. Sie erzählen Märchen für alle Altersklassen. Man fühlt sich in die eigene Kindheit versetzt und spürt regelrecht die kindliche Weihnachtszeit von damals. Lassen Sie sich verzaubern und freuen Sie sich auf's nächste Weihnachten wenn es wieder heißt: Weihnachtslesung mit Uwe Stöß!

► 2010 - Die Maler von Ezala
► 2011 - Einhundert Jahre Weihnachten
► 2012 - Der Sterneanzünder
► 2013 - Stanislaus der Weihnachtsgraus
► 2014 - Tanzmaus Frederike und die Weihnachtslaterne
► 2015 - Weihnachstanne Tessa
► 2016 - Die Giga-Super-Monster-Waldmoos-Lavendel-Zimtapfel-Räucherkerze
► 2017 - Isabellas Weihnachtshaus
► 2018 - Frederikes Sehnsucht nach Schnee
► 2019 - Hamlet der Schneeweiße
► 2020 - Zwillingsleuchten zum Advent
► 2021 - Räuchermannjunge Fred
► 2022 - Das Weihnachtssternewunder

Die Maler von Ezala
„Von wegen Schneeball!”, meinte Pinosch, und schüttelte sich die blauen Flocken aus dem Fell. Teddybär Herbert schob seine Motorradbrille auf die Stirn und betrachtete das kugelförmige Ding genauer. Pinosch hielt immer noch einen Sicherheitsabstand. Im Gegensatz zu Simon, der keine Angst mehr hatte und den Oijoijoi-Ball mit den Fingern anzutippen versuchte. „Oi, joi, joi, joi, hui, aber Finger weg vom schnellsten Schneeball aller Zeiten — nicht anfassen!“ Simon erschrak und sprang ein paar Schritte zurück. Das Ding dröhnte ziemlich laut, als es fragte: „Bist du Simon?“ Das Kugelmonster öffnete zwei riesige Augen. Die lagen wie Kohlebrocken hinter schneeweißen Lidern, tief in dem watteweichen, flauschigen Gesicht, das die ganze Vorderseite einnahm. Während der Schneeball Simon genau beobachtete, hoben und senkten sich die kehrschaufelgroßen Augendeckel. Die langen und fast fingerdicken Wimpern erinnerten Simon an Omas selbstgebundenen Reisigbesen. „Ja der bin ich!“, antwortete Simon tapfer. „Und das sind meine Freunde: Herbert und Pinosch! — Und wer bist du?“ ...

Einhundert Jahre Weihnachten
Die Großmutter stieg aus dem Bus, stellte den Rucksack neben sich und hielt die Arme auf: „Komm, Louise, es ist spät geworden, das Schneetreiben scheint stärker zu werden, wir müssen uns beeilen!“, drängte sie. Louise hatte es nicht so eilig, und dafür gab es einen Grund. Sie stand auf der Trittleiter des alten Busses und traute sich nicht von der obersten Stufe in Omas Arme zu springen. Dieses Jahr in die Schule gekommen, bezeichnete sie sich selbst zwar schon als groß, an dieser Stelle jedoch wurde sie jedes Mal wieder klein. Das aber nahm sie in Kauf, dafür, mit Oma Weihnachten verbringen zu dürfen. Sie wollte nicht mit den Eltern verreisen, sie wollte stampfenden Fußes - entgegen allen Bitten, Riesengeschenken und Zoobesuchsversprechen ihrer Mutter - mit Oma zu Weihnachtstante Vera auf deren Weihnachtsbauernhof. ...

Der Sterneanzünder
Jetzt, dachte ich, ich drehe durch. Vor mir stand Omas Nussknack-Schutzmann, eine Amtsperson aus Holz  mit Hakennase und Nuss-Zerrbeißzähnen. Er musterte mich, als sei ich derjenige, der aus einem Karton geklettert ist. Ich spürte eine Veränderung, und der Kerl, der noch bis vor einer halben Stunde in einer dreißig Zentimeter großen Schachtel gelegen hatte, war auf einmal mindestens zwei Köpfe größer als ich. Hinter seinem Gürtel wölbte sich ein ansehnlicher Bauch. Alles in allem hatte er die Größe eines ausgewachsenen Menschen, aber ich war doch auch ein ausgewachsener, nur musste ich zu ihm aufsehen, zwei Köpfe, mindestens. Was passierte hier? Ich fragte nicht, welche Oma er meinte, es war selbstverständlich, dass meine Oma gemeint war, ich zweifelte gar nicht daran, ich zweifelte sonst an allem, vor allem an mir, jetzt glaubte ich, immer schon gewusst zu haben, dass Oma und Weihnachten unzertrennlich waren und lebten, beide. Trotzdem schlug ich die Tür noch einmal zu und rannte zum Spiegel. Auweia, war alles, was ich ausrief. Ich war zwar noch ich, aber ich war ich geworden, wie ich mit sechs Jahren ich war. Keine Bartstoppeln, die grauen Haare waren verschwunden, und ich machte di, da, di, da, ich wäre in jedem Knabenchor untergekommen. (...) Ich rannte zur Tür und riss sie auf: Der Schutzmann hatte sich keinen Millimeter bewegt, ich fragte: „Herr Schutzmann, mit Verlaub, wie soll denn das alles gehen?“ ...
Der Sterneanzünder

Stanislaus der Weihnachtsgraus
Im Spielzeugladen des Herrn Leuchtestern halten sich die Geschwister Anja und Achim gern auf. In der Weihnachtszeit wärmt hier der Kanonenofen, bringt einen die liebevolle Dekoration zum Versinken und steht da ein riesengroßer Lego-Weihnachtsmann. Doch genau dem fehlen immer wieder Teile. Anja, die über den „Weihnachtssinn” verfügt, und Achim, der sich selbst als „bodenständig” bezeichnet, bekommen das mit und geraten so an den Stanislaus, den Bruder des Nikolaus, der nicht nur faul und frech ist, sondern den Menschen darüber hinaus auch noch (Weihnachts-)Zeit stiehlt.

Stanislaus der Weihnachtsgraus
Ein Beitrag von der Internetseite „Geheimtipp Leipzig“
Der geborene Poet Uwe Stöß hat eine eigene Tradition aufgebaut, seine Weihnachtslesungen. Jedes Jahr schreibt er eine Geschichte und liest sie dann öffentlich vor. Im Jahr darauf gibt’s das Werk in gedruckter Form als Büchleinchen. Am 7. Dezember 2012 las der Autor im Atelier Nord, trug er inmitten von Bildern, Zuhörern und einer kleinen Katze die Begebenheit um Anja, Achim und den bösen Stanislaus vor. (Am 14. wurde die Sache in der Lindenauer Begegnungsstätte Salve wiederholt.) Anheimelnd und spannend erzählt Uwe Stöß eine Geschichte wie aus der eigenen Kindheit - seiner und der des Publikums. Der Mann, der einigen Leipziger Literaturfreunden bereits bekannt ist und der kürzlich seinen ersten Roman „Der himmelblaue Fasan” veröffentlichte, muss entdeckt werden! ...
Tanzmaus Frederike und die Weihnachtslaterne
Die Tanzmaus Frederike ist aufs Land gezogen, lernt dort die Feldmaus Adalbert kennen, den Maulwurf Meister Murkel und noch ein paar Freunde, und dann, nach einem Winterspaziergang und einer Rodelpartie, kommt es für Frederike und  Adalbert zur Totalkatastrophe. Ob sie rechtzeitig zum Heiligen Abend, zum traditionellen Weihnachtsfest, dass die Bewohner des Bauernhofes von Anni und Bertram jedes Jahr mit Hingabe feiern, aus ihrer misslichen Lage befreit werden können, steht in den Sternen und im Licht einer außergewöhnlichen Weihnachtslaterne.

Weihnachstanne Tessa
Mit fünf Jahren und siebenundachtzig Zentimetern hat Tessa ihren Traum wahr gemacht: Sie steht am Heiligen Abend festlich gekleidet auf dem Marktplatz der großen Stadt und strahlt sich als kleine aber schönste Weihnachtslichtertanne in die Herzen der Menschen. Doch schon nach fünf Stunden und fünfundzwanzig Minuten geht ihr ein anderes Licht auf und die Traurigkeit unter die Nadeln: Sie vermisst ihre Freunde, die aus dem Wald, und vor allem den pummeligen Herrn Mortimer und den grummeligen Herrn Kleinschmidt, die ihr geholfen haben hierher zu kommen und in deren Wohnstube sie sich so wohl gefühlt hat. Und wieder gelingt es Uwe Stöß, uns mitzunehmen auf eine scheinbar unmögliche Reise. Wie selbstverständlich stapfen wir mit Tessa aus dem Wald, schauen mit ihr zum ersten Mal den Mond, verfolgen die Geburt östlicher, südlicher und anderer Schneemannkameraden in der Schneemannfabrik, hören das beleidigte Brummeln Herrn Kleinschmidts und sehen das verzaubernde Licht der Weihnachtsbaumbekleidung in Herrn Mortimers Kellergewölbe. Wir wünschen uns, dass Tessa ihren Traum verwirklicht und sind traurig mit ihr wegen der Freunde, die auch uns ans Herz gewachsen sind. Tessa ist eine Geschichte über Träume und Freundschaft, ganz vergnüglich und hinreißend, unter die Nadeln gehend und nicht zuletzt mit der Offenbarung, warum manche Schneemänner weißer sind als andere.

Die Giga-Super-...-Räucherkerze
Die Giga-Super-Monster-Waldmoos-Lavendel-Zimtapfel-Räucherkerze. Matti liebt die Weihnachten beim Großvater. Das Haus mit den heimeligen Fenstern, die behaglichen Abende bei Tee und (ein, zwei) Plätzchen (mehr), die beiden beleuchteten Tannen im Hof, den Räucherkerzenduft, das Rodeln, für das er mit Opas Worte gern auf den Skiurlaub mit den Eltern verzichtet: „Skifahren ist was für Leute ohne Sitzfleisch, die wirklichen Männer rodeln.“ Und dann sind da noch die Weihnachtsmanngeschichten des Großvaters, die sie beide mit dieser liebenswerten, aus Zuneigung entspringenden und stillschweigenden Übereinkunft gelten lassen: Der eine lässt sich nicht anmerken, dass er Herrn Oppermann im Weihnachtsmann erkannt hat und der andere lässt sich nicht anmerken, dass er weiß, dass Herr Oppermann als Weihnachtsmann erkannt ist. Ganz so gemütlich wird es dann aber erstmal nicht. Im alten Vergnügungspark treibt der ungemein gemeine Karolix sein Unwesen. Der versucht mit allen Mitteln die besinnliche Weihnacht zu verhindern und verschleppt zu schlechter Letzt den Weihnachtsmann. Als der Großvater verschwindet, müssen sich Matti und Goldfisch allein zur Rettung aufmachen. Zum Glück bleiben sie nicht allein ...

Isabellas Weihnachtshaus
Drei Wochen beobachtet die kleine Nina das wundersame alleinstehende Haus auf der anderen Straßenseite. Es scheint sich zu bewegen, manchmal mürrisch aus den Fenstern zu blinzeln, und die fünf Tannen vorm Haus treten schon mal beiseite. Als Nina sich endlich hineingetraut, lernt sie nicht nur die geheimnisvolle Bewohnerin Isabella Metta kennen, sondern stolpert auch gleich über Wichtel Waldemar und das Teufelchen Gotthilf samt Marzipankartoffeln, und so mitten hinein in deren Auftrag zur Rettung der Weihnacht. Denn auf der Weihnachtshausinsel sitzt traurig, mit gebrochenem Bein, der Weihnachtsmann, und nur ein ganz naher Verwandter kann die Geschenkeschlitten mit ihren magischen Zügeln lenken ...

Frederikes Sehnsucht nach Schnee
Nach ihrem Weihnachtsabenteuer in der großen Stadt und der Osterrettungsaktion im vergangenen Frühling bekommen es Tanzmaus Frederike und ihr Freund Adalbert dieses Mal mit Frau Holle zu tun. Denn die hat das Handtuch geworfen, nun liegt es dick und weiß, eisig und verloren ganz plötzlich auf dem  Feld. Keine einzige Schneeflocke sonst in der novembergrauen, regenfeuchten Landschaft und das Weihnachtsfest naht: Undenkbar ohne die weiße Pracht. Gemeinsam mit dem Schneemannfabrikanten Mortimer, Herrn Kleinschmidt und Weihnachtstanne Tessa machen sich die beiden auf den Weg zu Frau Holle. Die ältere, ziemlich traurige Dame soll per Beschluss aufs Altenteil und braucht Zuspruch und Ermunterung. Ein Plan zur Hilfe ist schnell geschmiedet und mit einem Handschlag und einem Versprechen kehren die Freunde heim. Am Heiligen Abend, als es fünf schlägt, schauen alle erwartungsvoll zum Himmel.

Hamlet der Schneeweiße
Auch dieses Jahr lieferte der Betrieb vorwiegend Schneemänner der Güteklasse eins… Die Saison stand kurz vor ihrem Ende. Es kam noch ein sehr agiles, ausgesprochen wendiges Material durch die Leitung geschossen, das man in Fachkreisen als Sportschnee bezeichnete. Die daraus gewonnenen Schneemänner, durchweg fit wie die Schneeschuhe, wurden an Sprungschanzen, Rodelbahnen, Eisstadien und Eiscafés geliefert. Danach sollte Schluss sein. Doch als der Pipelineschließer den Deckel draufmachen wollte, kleckerte ihm tatsächlich noch eine sichtbar träge, fast statische Masse entgegen. Der Schneeleitungsinspizient schüttelte den Kopf und erklärte immer wieder, dass es wahrscheinlich, oh Gott, der sehr seltene dramatische Schnee sei, welcher nur einmal in dreihundertsieben Jahren entstehe. … Als das Förderband mit dem neuen kleinen Schneemann zur Kopfbedeckungsausstattung fuhr, stand Mortimer zufällig am Rand des Bandes, sah, wie der kleine Kerl seine Arme hob… Der Abteilungsleiter trat neben Mortimer und meinte: „Sagen Sie nicht, Chef, ich hätte Sie nicht gewarnt.“…

Zwillingsleuchten zum Advent
Als die Zwillingssterne Gundi und Gustl nach der Schule fröhlich die Milchstraße hinunter hüpfen, stoßen sie auf ein gelbes Schild: „Adventssterne gesucht“. Weder wissen die beiden etwas über die Erde als Einsatzort oder den Advent oder Weihnachten noch können sie ahnen, dass sie wenige Tage später über sich hinaus wachsen und der Mittelpunkt des leuchtenden Adventsbeginns in der Weihnachtsstadt sein werden.  

Denn mit dem Weihnachtsexpress am alljährlichen Treffpunkt angekommen, wartet der Sterneanzünder vergeblich auf die Adventssterne. Seit Jahrhunderten zündet er den Adventssternen die Laternen an, jedes Jahr sind es sechsunddreißig, zwölf über dem Stadtrand, zwölf über dem Weihnachtsmarkt, zehn um den Kirchturm herum und schließlich die wichtigsten zwei: Auf der Bühne vorm Adventskinderchor.

Nur wenig mehr als zehn Stunden verbleiben, dann soll der Advent eingeläutet werden. Ausfall oder Verschiebung auf Montag: Undenkbar …

Räuchermannjunge Fred
Räuchermannjunge Fred lebt mit seinen Eltern, mit Bergmann- und Nussknackerfamilien, Engeln und Schneemännern, Feuerwehrbesatzung und Lokpersonal, dem Hund an der Laterne und vielen anderen Leuten auf einem Eisenbahnbrett in dem kleinen Dorf Seiffen.

Nun endlich ist er alt genug und der Vater liest ihm die Geschichte von der Entstehung und Besiedlung des Dorfes aus dem Neuen Brettament vor. Er erzählt Fred, wie der Ort zu seinem Namen kam, und von den Traditionen, die allen lieb sind.

Vor allem in der Weihnachtszeit, wenn alles glitzert und funkelt, und sich alles schmückt und bereit macht für die schönste Zeit des Jahres, fühlt Fred sich besonders wohl. Den fehlenden Schnee, der aller Pracht die Farbe gibt, träumt er nach Omas Tipp kurzerhand herbei.

Räuchermannjunge Fred liebt diesen Ort – nur eins mag er nicht: Räuchern. Und das gerade in diesem Jahr. Er hat das erste Mal Rauchunterricht und am Heiligen Abend steht wie immer das traditionelle Räuchermannkinderweihnachtsrauchen an …
Das Weihnachtssternewunder
Das WeihnachtssternewunderNorbert steht mit seinen vielen Laufkäferbeinen fest im Leben. Nur die Oma – seine Familie –, die fehlt ihm sehr, seit sie ins Altenheim ziehen musste. Früher war sie es, die die Weihnachtszeit für Norbert und seine Freunde zur schönsten Zeit des Jahres gemacht hat, nun verlässt sie sich auf ihn. Und Norbert hat es fast vergessen.

Nur zwei Tage bleiben ihm, um der Oma die Weihnachtsnacht zu retten, obendrein hat sie sich eines der Beine gebrochen, mit denen sie am besten laufen konnte und hat Bettruhe verordnet bekommen.

Doch Norbert ist fest entschlossen, ein Wunder zu vollbringen, und nachdem er sich die Tränen aus den Augen gewischt und die Truppe zusammengerufen hat, ruft er die Oma nochmal an: Ich lass mir was einfallen, Weihnachten auf unserer Wiese, unter den drei Tannen, mit Schneeflocken und Weihnachtssternen, alles wie immer, wie jedes Jahr, es ist Weihnachten, da stehen die Wunder Schlange.

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Ostergeschichten
Regelmäßig schreibt Uwe Stöß seine Weihnachtsgeschichten... Und seit 2018 nun - von vielen seiner Fans herbeigesehnt - auch Ostergeschichten. Sie erzählen Märchen für alle Altersklassen. Man fühlt sich in die eigene Kindheit versetzt und spürt regelrecht die kindliche Osterzeit von damals. Lassen Sie sich verzaubern und freuen Sie sich auf's nächste Ostern wenn es wieder heißt: Osterlesung mit Uwe Stöß!

► 2018 - Tanzmaus Frederike und die Ostereier-App
► 2019 - Der Goldene Hoppel
► 2022 - Pierre-Henry im Netz

Tanzmaus Frederike und die Ostereier-App
Der Frühling schubst Feldmaus  Adalbert an diesem Ostersonntag mit einem Purzelbaum direkt vor  Frederikes Füße. Beider Zuneigung wächst seit Tanzmaus Frederikes Umzug  auf Bertrams Bauernhof und den gemeinsamen Erlebnissen am vergangenen  Weihnachtsfest. Nun endlich vertreibt der Frühling ganz ungezügelt den  Winter, alles leuchtet, flimmert, grünt und sprießt, alles strömt nach  Draußen und beide machen sich, kaum weniger leuchtend, auf zu ihrem  Osterspaziergang. Nur Osterhase Pierre-Henry stört die Harmonie, denn  anstatt Eier zu verstecken, wischt er unablässig über sein Ei-Phone,  nuschelt Ausreden und schlägt dann auch noch die Nutzung einer  Ostereier-App vor. Das geht natürlich nicht an, wer will denn seine  Ostereier an die Haustür geliefert haben. Alle Bewohner des Bauernhofes  helfen Frederike und Adalbert, und kurz vor Ankunft der Kinder aus der  Stadt, haben alle Eier und Osternester ein Versteck gefunden.

Der Goldene Hoppel
Erst kommt er zu spät, dann bleibt er zu lang. „Arbeitszeit bleibt  Arbeitszeit.“ Sagt der Winter – und bleibt. Eine Woche vor Ostern? Da  gehört dann ja wohl doch der Frühling hin, mit all seiner ersehnten  Pracht. Schließlich sind die Osternester schon vorbereitet, und Benni,  der Frühlingsbote, hat schon seinen Stand aufgebaut, den Frühling zu  verkünden. Also nix da. Sagt Tanzmaus Frederike zu sich. Und zum Winter.  Der bleibt stur, begnügt sich bald nicht mehr mit Eis und Schnee und  Frost, benimmt sich völlig daneben. Frederike, Adalbert und alle Freunde  vom Bauernhof schreiten tapfer und mit Finesse zur Tat.

Pierre-Henry im Netz
„Eine Woche Probezeit“. Pierre-Henry bleibt die Möhre fast im Hals stecken, mit schreckgeweitem Mund sitzt er und glaubt er seine Löffel haben sich verhört.
Gerade noch hatte er vor sich hin geträumt, wie er, erwachsen geworden, die väterliche Ostereierbemalundversteckfirma auf Vordermann und in die digitale Welt bringen könnte, hatte sich im Netz dafür die Anregungen geholt und Pläne gemacht – für später. Und nun: „Eine Woche Probezeit.“
Ob die netzerfahrene Spinne Cornelia helfen könnte? Ostern steht vor der Tür.
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